Geschichte

Die Flammen züngelten gen Himmel, dichte Rauchschwaden stiegen auf an diesem 29. September im Jahre 1867. Menschen eilten aus allen Himmelsrichtungen herbei nach Zwischenbrücken, sahen hilflos dabei zu, wie sich das Feuer auf der Suche nach Nahrung tiefer in das Gebäude fraß. Die Helfer bildeten Menschenketten, schöpften Wasser aus dem nahe gelegenen Stadtgraben und aus der Hunte und gossen Eimer für Eimer in das wütende Flammenmeer. Spritzenmannschaft und Rettungskorps eilten heran, doch aller Einsatz kam zu spät – der Gasthof in Zwischenbrücken 14 brannte bis auf die Grundmauern ab, zwei weitere Wohnhäuser wurden ebenfalls Opfer des Feuers.

Wildeshausen, 1867 noch eine überschaubare Stadt in Zeiten zunehmender Industrialisierung, lebte damals wie heute von der Hilfsbereitschaft der Menschen. Ein Jahr nach dem Brand wurde der Gasthof neu errichtet und prägt seither das Eingangsbild der Wittekindstadt. Heute ist das Gebäude, das sich inzwischen im Besitz der Familie Luthardt befindet, unter dem Namen Hannoverscher Hof bekannt.

„Der Name Hannoverscher Hof stammt von Johann Heinrich Kolloge. Er brachte ein Stück Heimat mit nach Wildeshausen, als er das Gebäude in Zwischenbrücken 14 kaufte. Simmerhausen, sein Geburtsort, gehörte zur damaligen Zeit zum Land Hannover und nicht zu Oldenburg“. Johann Heinrich Kolloge hatte die Ackerbürgerstelle Zwischenbrücken 14 nebst Gaststätte 1896 mit der Abfindung vom väterlichen Hof erworben.

Für die folgenden 90 Jahre war der Name Kolloge aus der Wildeshauser Gastronomie nicht mehr wegzudenken. Drei Generationen der Kolloges bewirtschafteten den Hannoverschen Hof bis 1985. Im ausklingenden 19. Jahrhundert befand sich im rückwärtigen Bereich des Gasthofes eine Ausspannstelle für Kutschengestelle. Die Pferde ruhten im Stall, während die Besitzer zum Beispiel den Gottesdienst besuchten, Einkäufe tätigten oder sich im Gasthof vergnügten.

1910 entstand im ersten Geschoss ein kleiner Saal, der ebenso wie der darunter liegende Gasthof im Laufe der Zeit immer weiter vergrößert wurde und sich zu einem wichtigen Treffpunkt der Wildeshauser etablierte. In diesem so genannten Reitersaal feierten die Menschen viele Feste. Die Faschingsfeste der Pielepoggen und die Reiterbälle hinterließen unvergessliche Erlebnisse bei vielen Besuchern. Auch Konzerte wurden in dem Saal veranstaltet.

Im Reitersaal entstand 1958 auch Wildeshausens erste Diskothek, die von Johann Kolloge betrieben wurde und sich als wahre Attraktion entpuppte, die der Jugend als beliebter Treffpunkt diente.

Jürgen Luthardt, in Zwischenbrücken geboren und aufgewachsen, hatte den Hannoverschen Hof Anfang der 2000er Jahre gekauft und zunächst den Reitersaal renoviert. 2006 erfolgte die Eröffnung des Saales, in dem seit dem wieder wie in früheren Zeiten gefeiert wird.

Am Sonnabend, 23. April 2016 öffnete die Gildestube Ihre  Pforten und bereichert wieder die Wildeshauser Gastronomieszene.